Johnny Marr Koeln

Johnny Marr Köln

Look out live

Johnny Marr – Konzert-Review: Köln, Live Music Hall (Sonntag, 26. Oktober 2025)

Was ist eine Halle, in der 1.500 kreischende Kids in meinem Alter bei jedem The-Smiths-Hit das Handy mit Lederklapphülle hochreißen und mit zitternden Händen ein wackeliges 16×9-Video für die Familien-WhatsApp-Gruppe machen?
Genau, ein Johnny Marr Konzert.

Und was für eins. Marr, inzwischen mehr Legende als Mensch, stand am Sonntagabend auf der Bühne der Live Music Hall – und lieferte einen Abend, der genauso elegant wie laut war. Kein Nostalgieprogramm, kein verklärter Smiths-Rückblick, sondern ein souveräner Gitarrenheld, der genau weiß, was seine Musik bedeutet – damals und heute.

Sound & Setlist

Die Show startete direkt mit Wucht: Armatopia, Spirit Power and Soul, dann – fast beiläufig – Panic und This Charming Man. Der Sound war druckvoll, aber glasklar; Marrs Gitarre schneidend wie immer, seine Band perfekt eingespielt. Kein Showgehabe, kein Exzess – stattdessen Präzision und Spielfreude, getragen von dieser unnachahmlichen Leichtigkeit, mit der Marr seine Riffs spielt, als seien sie längst Teil der DNA des Publikums.

Seine Solosachen standen den Klassikern in nichts nach: Night and Day, Tenement Time und New Town Velocity wirkten live größer, dichter, lebendiger. Zwischen den Songs suchte Marr immer wieder den Blickkontakt – freundlich, unaufgeregt, aber voll Präsenz.

Atmosphäre

Das Publikum, in großen Teilen grau meliert und männlich und – man darf es sagen – wirkte sehr in der Zeit (1985) hängen geblieben.

Anders als Johnny Marr.

Während auf der Bühne ein Künstler stand, der sich mit jedem Ton weiterentwickelt, schien der Saal für viele eher ein Museum ihrer Jugend zu sein – getragen von Erinnerungen, Bier und Begeisterung. Trotzdem: Die Stimmung war warm, ehrlich, fast andächtig. Marr schafft es, große Hallen in Wohnzimmer zu verwandeln – und wenn 1.500 Leute gleichzeitig There Is A Light That Never Goes Out mitsingen, weiß man, dass das hier kein gewöhnlicher Sonntagabend ist.

Fotos: Christian Hedel

Performance

Johnny Marr spielte mit einer Leichtigkeit, die fast unverschämt wirkt. Kein Rockstar-Pathos, kein Selbstzitat – sondern Handwerk, Haltung und Herz. Die Band war perfekt abgestimmt: tighter Rhythmus, kraftvolle Drums, und Marr, der immer wieder kurz lächelt, wenn er spürt, dass die Leute bei Bigmouth Strikes Again komplett durchdrehen.

Fazit

Dieses Konzert war mehr als ein Nostalgietrip. Es war ein Beweis, dass Songs, die vor 40 Jahren geschrieben wurden, heute noch genauso relevant klingen – vielleicht sogar mehr. Marr ist kein Gitarrenheld, der in Erinnerungen badet. Er ist ein Musiker, der sich weiterbewegt, und sein Publikum nimmt er dabei einfach mit. Am Ende blieb das Gefühl: Das war kein Rückblick. Das war Zukunft – gespielt von jemandem, der sie schon einmal erfunden hat.

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