Bon Iver BBC 6

Bon Iver AAA

BBC Radio 6

Bon Iver bei BBC Radio 6: Zwischen SABLE und fABLE

Ort: Maida Vale Studios, London
Format: BBC Radio 6 Music’s Artist in Residence – AAA

Justin Vernon alias Bon Iver öffnet die Studiotüren – und zwar nicht für irgendein Interview, sondern für ein seltenes Behind-the-Scenes in legendären Räumen: Maida Vale. Gemeinsam mit Producer Jim-E Stack nimmt er uns mit in die Entstehung dreier Tracks seines neuen Albums SABLE, fABLE. Zwischen analogen Synths, gesampelten Texturen und bewusst gesetzter Stille entsteht ein intimer Blick auf Bon Ivers kreative Seele.

Track 1: S P E Y S I D E – Nebel in Noten

Der Opener ist schwer greifbar und genau deshalb so bewegend. Justin spricht darüber, wie die Idee zu S P E Y S I D E aus einer flüchtigen Klangskizze entstand. Field Recordings, manipulierte Vocals und ein flackerndes Grundgerüst aus Percussion ergeben eine Komposition, die weniger Song ist als Zustand. Jim-E Stack beschreibt den Track als „ein Stück Landschaft, das man begehen muss“. Treffender lässt sich Bon Ivers Soundästhetik kaum zusammenfassen.

Track 2: If Only I Could Wait (feat. Danielle Haim) – Delay & Dialog

Ein Song wie ein Briefwechsel in Zeitlupe. Die Zusammenarbeit mit Danielle Haim entstand aus einem digitalen Austausch, wurde dann analog ausproduziert – mit handgespielten Synths und fragmentierten Drums. Im Gespräch wird klar: Hier steht weniger der Songaufbau im Vordergrund als die Spannung zwischen Erwartung und Auflösung. Justins Stimme ist verletzlich, Danielles Stimme kommt als Erinnerung. Das Ergebnis: melancholisch, hoffnungsvoll, offen.

Track 3: Walk Home – Ein Schritt nach dem anderen

„Walk Home“ ist vielleicht der konventionellste Track der drei – aber genau deshalb ein perfekter Schlusspunkt. Justin und Jim-E sprechen über das Bedürfnis, auf einem so abstrakten Album einen Anker zu setzen. Gitarre, Stimme, ein klarer Beat – fast ein Song wie früher, aber mit der Textur von heute. Der Track sei „mehr ein innerer Rückweg als ein tatsächlicher“, sagt Justin. Und man spürt es in jeder Zeile.

Einblick statt Erklärung

Die BBC-Serie „Artist in Residence – AAA“ lebt vom Format: keine Moderation, kein Skript – nur Artist & Raum. Justin Vernon nutzt diesen Raum nicht zur Erklärung, sondern zur Öffnung. Seine Art, über Musik zu sprechen, ist unprätentiös, aber tiefgründig. Jim-E Stack ergänzt das Ganze mit technischer Präzision, ohne die Magie zu zerstören. Es geht nicht darum, Geheimnisse zu verraten – sondern darum, Nähe herzustellen. Und das gelingt eindrucksvoll.

Das Persönliche im Prozess

Was Bon Iver in Maida Vale zeigt, ist mehr als Musikproduktion. Es ist das stille Ringen um Bedeutung in einer Welt voller Reizüberflutung. SABLE, fABLE klingt nach Rückzug, Suche, Verletzlichkeit – und genau deshalb so relevant. Wer verstehen will, warum Bon Iver nicht nur ein Sound, sondern eine Haltung ist, sollte diese Session nicht verpassen.

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